Scarface ist der Titel eines Spielfilms von Brian De Palma, in dem Al Pacino die titelgebende Hauptrolle spielt. Das Remake basiert auf dem Original Scarface von Howard Hawks aus dem Jahre 1932. Die ursprünglich auf Al Capones Aufstieg zum Gangsterboss basierende Geschichte wurde ins Miami der 1980er Jahre verlegt und zeigt den Aufstieg und Fall des kubanischen Einwanderers Tony Montana in der Welt der Gangsterbanden und des Kokainhandels. De Palma wollte mit dem Film unter anderem ausdrücken, wie Drogen und ihre Auswirkungen das Leben eines Menschen sukzessiv untergraben und schließlich zur endgültigen Katastrophe führen.
Bedeutung
Der Film gilt als Mitbegründer des modernen Gangsterfilms. Während zuvor Gangsterfilme eine eher klassische Inszenierung hatten, besteht Scarface aus bunten, lauten Bildern mit poppiger Musikuntermalung. Eine besondere Rolle spielt dabei der Schauplatz Miami, der hier schon vor Miami Vice als farbenfrohe, schillernde Strandmetropole gezeigt wird. Ebenfalls typisch für den modernen Gangsterfilm sind unvermittelte, harte Gewaltszenen sowie eine sehr ruppige, aber auch realitätsnahe Sprache, die sich stark von der gehobenen Sprache des Film noir abhebt. Durch die angesprochene Inszenierung nimmt man weiten Abstand vom Film-Noir-Genre, auch wenn Elemente daraus noch ihren Weg in den Film fanden, wie z. B. die deutliche Kritik am amerikanischen Traum. Andere klassische Elemente wurden stark abgeändert, zum Beispiel die Femme fatale: auf den ersten Blick scheint Tonys Frau Elvira diese Rolle einzunehmen, am Ende aber führt sie Tony nicht ins Verderben, sondern versucht ihn mit Kritik an seinem Lebensstil aufzuhalten. Passend zur Inszenierung ist auch das Bild des Antihelden, verkörpert von Tony Montana, abgeändert. Anders als früher schreckt dieser in Scarface selbst vor extremen Gewalttaten nicht zurück. Dies, sowie Tonys überhebliche, zynische Art, die sich in seiner schimpfwortdurchfluteten Sprache äußert, sollte prägend für das Charakterbild folgender Gangsterfilme werden.
Indizierung [Bearbeiten]
Die Indizierung von Scarface ist umstritten, da besonders aus heutiger Sicht der Film lange nicht so brutal wie sein Ruf ist. Selbst die berüchtigte Kettensägenszene kann z. B. mit keinen „Details“ aufwarten, wie das heute in vielen Horrorfilmen der Fall ist. Die meiste Zeit sieht man nur Tony, wie ihm das Blut ins Gesicht spritzt. Der eigentliche Mord wird dabei nicht gezeigt.
Allerdings gab nicht nur die Gewalt den Anlass zur Indizierung, sondern vor allem auch die Glorifizierung des Gangstertums. Auch wenn De Palma in der letzten Szene genau dies zu unterbinden versucht (siehe oben), kann man nicht leugnen, dass der Film durchaus Tendenzen in diese Richtung zeigt. Tony erreicht seinen Status, seinen Traum von Geld, Macht und Frauen, nicht durch ehrliche Arbeit, sondern durch Kaltblütigkeit und illegale Taten.
Neben der ungeschnittenen, von der SPIO/JK geprüften und indizierten Version, wurde noch eine gekürzte FSK-16-Version mit der Laufzeit von 148 Minuten veröffentlicht. Eine FSK-18-Version wurde ebenfalls veröffentlicht. Dort wurde nur die Kettensägenszene geschnitten.
Kritiken [Bearbeiten]
„Düsteres, krudes, gewaltbesessenes Remake des gleichnamigen Hawks-Klassikers (1932), das weder dem Genre noch dem Mythos des Gangsters als tragischem Held eine neue Dimension hinzufügt.“
– Lexikon des internationalen Films[1]
„Brian De Palmas Remake des Gangsterklassikers von Howard Hawks: ein grandioser barocker Exzess.“
– Christoph Huber: Filmzentrale[2]
„Scarface profitiert von einer ausgezeichneten Fotographie, dem gekonnt zusammengestellten Darstellerensemble, angeführt von einem Al Pacino in Topform, und einer sehr passenden, musikalischen Umrahmung Giorgio Moroders. Dies, zusammen mit einem authentischen Drehbuch von Oliver Stone, das sich gerade durch seine scharfsinnigen Dialoge und profilierte Charakterzeichnung auszeichnet, führt zu einem fast perfekten Film. [...] Es fehlt allerdings ein bisschen die Straffung der Handlung zum Meisterwerk, so dass bei all der Gewalt, die eigentlich nur spärlich, aber dann äußerst kraftvoll in Szene gesetzt wird, der Eindruck des Langatmigen nicht verwehrt werden kann.“
– René Malgo: Filmstarts.de[3]
Scarface auf Wikipedia
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