Claude Lévi-Strauss - "Die Struktur der Mythen"
Quelle 1
Quelle 2
"Wirkungsrichtung Wort-Körper
Unter Bezug auf die klassische Studie des Physiologen Cannon zum Zusammenhang zwischen Körper und Emotion hat Claude Lévi-Strauss[39] ein Modell der Erklärung der Einwirkung von Literatur auf den Körper hinterlassen. Anhand der Heilgesänge der mittelamerikanischen Cuna-Indianer analysierte er den Zusammenhang zwischen der Beschwörung eines verbalen Weges in den Körper und den handfesten körperlichen Effekten dieser verbalen Maßnahme: Die Wörter verdoppeln das Medium Körper und tragen so zum Einnehmen einer Außenperspektive und entspannteren Selbstwahrnehmung bei. Dieses Modell konnte erfolgreich auf eine Reihe von kulturellen Überlieferungen der verbalen Einwirkung auf den Körper angewendet werden. Freilich erweist sich das ethnographische Material über die Heilrituale der Cuna bei näherem Hinsehen als komplexer und problematischer. Lévi-Strauss hatte schlichtweg übersehen, daß die Heilgesänge in einer Geheimsprache vorgetragen werden, welche die Patientinnen der Schamanen nicht verstehen.[40] Stresstheorie und ethnomedizinsiche Symboltheorie konnten bis heute nicht befriedigend in einen klaren Zusammenhang gestellt werden, es bleibt bei der Aufweisung von Analogien.[41]
Doch Analogie und Vergleich des jeweiligen kulturspezifischen Reichtums von Körpersprache, mündlicher und schriftlicher Überlieferung haben ihren eigenen Erkenntnisgewinn - "Exkarnationen" nennt Aleida Assmann[42] die Übergänge zwischen Schreiben als Kompensation von Verlusten an Körpererfahrung, die sich anschließende Trennung von Körper und Schrift und die Entstehung eins eigenständigen "Textkörpers" [...]" 3
-> Kulturanthropologie
OX – das Buch
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Fotos: Just Seit ich mich mit Kunst im öffentlichen Raum und all seinen
künstlerischen und politischen Dimensionen von Adbusting/Culture Jamming
bis Graffi...
vor 10 Jahren
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