Freitag, 22. Mai 2009

Fremdscham

http://www.dr-mueck.de/HM_Scham/Fremdscham-Fremdschaemen.htm



Frage: Ist Fremdschämen schädlich? Muss ich mir Sorgen machen, wenn ich mich intensiv fremdschäme?

Dr. Mück: Wenn sich jemand in herkömmlicher Weise sehr schämt, hat er oft ein schwaches Selbstbewusstsein und neigt dadurch zu psychischen Problemen, wie etwa einer sozialen Phobie (Vermeiden des prüfenden Blicks anderer) oder einer Depression. Bei einer „Fremdscham“ scheinen solche Konsequenzen auf den ersten Blick weniger wahrscheinlich. „Fremdscham“ wird in aller Regel aber nicht isoliert auftreten, sondern setzt ein ausreichend starkes generelles Schamempfinden voraus. Wenn jemand „verstärkt“ unter „Fremdscham“ leidet, ist sein Hauptproblem daher wohl eher darin zu sehen, das der Betreffende überhaupt zu vermehrter Scham neigt. Dem Schämen an sich und weniger der Fremdscham sollte dann die Hauptaufmerksamkeit gelten. Wie alle Gefühle hat auch die Fremdscham einen Mitteilungscharakter: Fast immer zeigt sie an, dass sich unsere Vorstellungen davon, wie sich Menschen verhalten sollten (uns selbst eingeschlossen) nicht mit unseren aktuellen Beobachtungen und Erfahrungen decken. In einem solchen Fall sollte man sich weniger Sorgen über die Gefahren des „Fremdschämens“ machen. Vielmehr sollte man sich fragen, ob man das eigene Verhalten nicht so verändern kann (etwa durch vorbildhafteres eigenes Auftreten oder durch das Meiden peinlicher Fernsehsendungen), dass der „Fremdscham“ der Boden entzogen wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen