
In der Psychologie [Bearbeiten]
In der analytischen Psychologie wird streng zwischen Symbol und Zeichen unterschieden.[18] Wie Jolande Jacobi in ihrem Buch über die Psychologie von C.G. Jung ausführt [19], enthält ein Symbol einen Archetypus als unanschaulichen, aber energiegeladenen Bedeutungskern. Somit lasse sich der Inhalt eines Symbols niemals durch die Sprache als ein Werkzeug der Ratio vollständig ausdrücken, führt Jacobi weiter aus. C.G. Jung schreibt dazu in „Über psychische Energetik“, dass die Symbole nie bewusst ersonnen werden, sondern vom Unterbewussten produziert wurden auf dem Wege der sog. Offenbarung oder Intuition. [20]
Im Gegensatz dazu stellt ein Zeichen einen synonymen Ausdruck für einen bekannten Inhalt dar. Ein Beispiel dafür ist die Ausschilderung an Flughäfen mit Zeichen für Taxi, U-Bahn, Ausgang usw.
Ein Symbol intuitiv in seiner ganzen Tiefe zu erfassen, ist nach C.G. Jung nicht jedem Menschen gegeben. Das hängt zunächst von der Einstellung des betrachtenden Bewusstseins ab, sagt Jung in „Psychologische Typen“. Demnach kann es sein, dass ein Objekt für den einen Menschen ein Symbol, für den anderen nur ein Zeichen ist. Dabei können Symbole auch zu Zeichen degenerieren, wie Jacobi ausführt [21]. Nämlich dann, wenn es im Bewusstsein des Betrachters auf eine einzige, rationale Deutung reduziert wird.
Friedrich W. Doucet bemerkt (a.a.O.), dass eine Anzahl von Symbolen so alt ist wie die Sprachbildung. Fred Poepping spricht in diesem Zusammenhang von Ursymbolen. [22] Zu den Ursymbolen der Menschheit gehören nach Poepping u. a. das Kreuz, die Schlange, das Dreieck, der Kreis. Poepping deutet diese Symbole in ihrer Vielschichtigkeit vor dem Hintergrund menschheitsgeschichtlicher Entwicklungen. (Seite 50 f.) Er führt aus, dass Symbole auf geistigen Urbildern beruhen, die auf drei Stufen des Bewusstseins wahrgenommen werden können. Das alte, Mythen bildende Bewusstsein verband den Menschen auf der ersten Stufe noch mit der Welt. Dieses Bewusstsein ist bei der Mehrzahl der heutigen Menschheit erloschen. An seine Stelle ist das intellektuelle Bewusstsein des begrifflichen Denkens getreten, das den Menschen vom Weltenhintergrund emanzipiert. Auf dieser Stufe steht die Mehrzahl der heutigen Menschheit. Die dritte Stufe soll zukünftig das erloschene Bilder-Erleben des mythischen Bewusstseins auf höherer Bewusstseinsstufe im Geist des Menschen wieder erstehen lassen.
Allen genannten Autoren gemeinsam ist sinngemäß die Auffassung, dass Ursymbole eine Deutungstiefe besitzen, die bildlich gesprochen von „ganz unten“ bis „ganz oben“ reicht. Welche dieser Ebenen der Betrachter für sich als aktuell ansieht, ist abhängig von seinem Bewusstsein.